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Nun Freunde, lasst es mich einmal sagen: schön wieder hier zu sein, gut euch zu sehn! So wie Hannes Wader singt, war das Gefühl, nach 3 Jahren Pause endlich wieder in Belarus zu sein! Die Freunde, die Dörfer mit ihren BewohnerInnen, die Einrichtungen, die Landschaft… all das hatten wir doch schon sehr vermisst nach den vielen Jahren Kontakt zuvor! So war es eine gute Idee, von unserer umtriebigen Vorsitzenden Edeltraud und ihrem Mann Christof mit Juri in BY eine Reise zu planen. Sie sollte den Kontakt aufrechterhalten und ausloten, wie es weitergehen könnte mit unserer Arbeit dort und was wir in Zukunft dort konkret tun könnten. Die Fahrt dort hin und zurück mit Bahn und Bus hat es uns nicht leicht gemacht! Wir, das waren Edeltraud und Christof Schill, Josef Grötzinger, Helmut Löscher, Ulrike Jäger und ich, Wolfgang Fischer. Nehmen wir die Mühsal der langen Busfahrt von Warschau nach Minsk und zurück aus (anders nicht möglich außer mit Fahrrad oder Flugzeug), war diese Reise vom 17.08. mit der Ankunft in Minsk bis zum 23.08. am Abend mit der Abreise dort ein überwältigender Erfolg! Dann stand die Schilfmattenproduktion auf dem Programm. Herstellung und Verkauf laufen gut. Aber die Gebäude, in denen Schilf gelagert und verarbeitet wird, sind baulich in einem sehr schlechten Zustand. Die Vorhaben dort sind, das Gelände zu kaufen, die Gebäude zu sanieren, mit einer notwendig neuen Heizung zu versehen und einen neuen Unterstand als Trockenlager für geerntetes Schilf zu bauen. Auch hier fielen wir wieder lieben Freunden in die Arme, die glücklich waren, uns endlich wieder zu sehen. Am Abend haben dann die Dorfbewohner eingeladen zum Fest des 25-jährigen Bestehens von Drushnaja. Das Essen: natürlich, wie gewohnt, bogen sich die Tische, auf denen die unzähligen Köstlichkeiten angeboten wurden. Auch Getränke gab es genügend. Wir saßen draußen, hatten soooo viele Erinnerungen und Geschichten auszutauschen, uns zu umarmen, uns zuzutrinken. Das Ende mit Gesang am Lagerfeuer war dann ein wunderbares Wieder-Eintauchen in die Feuerabende der Workcamps! Der Austausch wurde am nächsten Tag noch fortgesetzt mit Natascha und Alesja die für die Arbeit im Gemeinschaftshaus zuständig sind. Auch hier läuft es gut, es gibt aber Unterstützungsbedarf. Am folgenden Tag gab es in Lepel ein Treffen mit dem Landrat. Dort wurden die Ergebnisse der „soziologischen Studie über die Bedürfnisse älterer Menschen, die in ländlichen Regionen von Belarus leben“ vorgestellt. Diese Studie haben wir im Rahmen des „Förderprogramm Belarus“ mit angeschoben. Wir bekamen die Veröffentlichung der Studie in Deutsch als erste überhaupt ausgehändigt! Edeltraud wurde mit einem Bild zum Dank ausgezeichnet und wir alle mit Händedruck verabschiedet. Natürlich durfte unsere Reise in Bezug auf Versöhnung nicht enden, ohne die Geschichtswerkstatt in Minsk zu besuchen. Ihr Leiter Viktor hat uns sehr engagiert von der Entstehung bis zum schon genehmigten Umbau und der Neugestaltung umfassend informiert. Er übernahm auch die Führung beim Besuch der Gedenkstätten Trostenetz und Blagowtschina, bedrückend und bewegende Mahnmale an die Vernichtung Zigtausender Juden durch die Deutschen im 3. Reich. Letztendlich haben wir uns noch mit dem Sohn von Nina Awramenko getroffen, die vor 6 Wochen gestorben war. Sie war Leiterin der Flötengruppe Syrinx und hatte mit ihrem herzlichen Verhältnis zu Schills in Deutschland viele Konzerte veranstaltet. Wir haben ihr Grab auf einem Minsker Friedhof besucht und Blumen niedergelegt. Kann man mehr in eine Woche packen? Ich jedenfalls war übervoll in Kopf und Herz, diesem genialen Gemisch aus wichtigen Kontakten zu Behördenvertretern und Menschen, mit denen und für die wir gebaut und gearbeitet haben. Alle, wirklich alle Projekte, die wir im Laufe der Jahre angeschoben haben, laufen. Sie laufen auch, weil die Menschen, die sie betreiben und verantworten, es wollen! Sie leben durch das Engagement der BewohnerInnen und Betreiber, die herzlich und verantwortungsvoll das fortsetzen, was wir mit ihnen begonnen haben. Ich bin dankbar und glücklich, an dieser Reise teilgenommen zu haben! So geht es friedlich und menschlich weiter trotz aller schrecklichen Ereignisse so ganz in der Nähe! Das müsst ihr weitersagen! Und wenn es wieder weitergeht mit Workcamps – ich bin dabei! ![]() |